02. März 2023 – Zoe Groening

Hohe Kosten und steigende Zinsen

Werden in den kommenden Jahren noch weniger Wohnungen gebaut?

Mehr als 5.000 Wohnungen haben die Mitglieder des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen im vergangenen Jahr im Norden fertiggestellt. Doch die Jahre mit solchen Zahlen seien vorbei, sagt der Verband und warnt vor einem Absturz.

Häuser, Hamburg von oben, Gebäude
Foto: Gerckens-Photo-Hamburg, Shutterstock

Die freien Immobilien- und Wohnungsbauunternehmen im Norden rechnen angesichts hoher Kosten und steigender Zinsen in den kommenden Jahren mit einem drastischen Einbruch beim Wohnungsbau. Zwar hätten die Mitgliedsunternehmen des Landesverbands Nord des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) im vergangenen Jahr mit der Fertigstellung von insgesamt mehr als 5.000 Wohnungen in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein "immer noch ein gutes Ergebnis" erzielt, sagte der BFW-Nord-Vorsitzende Sönke Struck am Donnerstag (02.03) in Hamburg. Da aber viele Unternehmen Projekte verschöben oder ganz aufgäben, werde sich die Zahl der Baubeginne in diesem Jahr voraussichtlich auf knapp 4.500 Wohneinheiten zum Vorjahr halbieren.

Stärkster Rückgang in Hamburg

In Hamburg fällt der Rückgang der geplanten Baubeginne laut einer Befragung der BFW-Nord-Mitglieder mit 54,2 Prozent und nur noch 2.555 Wohnungen am stärksten aus. In Schleswig-Holstein beträgt der Einbruch 43,6 Prozent; für 1682 Wohnungen soll der Bau noch in diesem Jahr beginnen. In Mecklenburg-Vorpommern sind es 44,2 Prozent und 212 Wohnungen.

Schlechte Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau

Struck sprach von einem "regelrechten Absturz" und forderte die Politik zum Handeln auf. Im vergangenen Jahr war die Zahl der Baubeginne noch gestiegen, was der BFW-Nord-Chef auf Nachholeffekte nach der Corona-Pandemie zurückführte. "Jetzt haben wir schwarz auf weiß, was wir seit Monaten sagen: Die Unternehmen können unter den aktuellen Rahmenbedingungen nicht bauen." Das liege zum einen an explodierenden Baukosten und steigenden Zinsen. "Zum anderen sind es aber auch politische Entscheidungen, die den Wohnungsbau lahmlegen: Wichtige Förderungen wurden kurzerhand gestrichen. Gleichzeitig steigen die Anforderungen - zum Beispiel an den Klimaschutz. Das passt nicht zusammen", sagte Struck.

Investitionen gehen zurück

Die geringeren Neubauplanungen schlagen sich auch in den geplanten Investitionen nieder. Lagen diese laut Struck bei den Mitgliedsunternehmen 2022 noch bei 1,8 Milliarden Euro, werde in diesem Jahr nur mit Investitionen von knapp 1,1 Millarden Euro in den Wohnungsbau geplant. Mehr als die Hälfte der Unternehmen habe angegeben, dass sie Bauvorhaben zurückstellen werden. Fast 20 Prozent der Befragten geben geplante Projekte sogar ganz auf.

Dramatischer Rückgang ab 2025

Das "dicke Ende" komme spätestens 2025, da dann die Fertigstellungen dramatisch zurückgehen werden. Eine schnelle Rückkehr zu den hohen Zahlen der Vorjahre könne es dann nicht geben. "Denn vom Baustart bis zur Fertigstellung der Bauprojekte dauert es in der Regel rund zwei Jahre." Das werde auch Folgen für den geförderten Wohnungsbau haben.

Bewilligungen entfallen häufiger auf Privatpersonen

Fast ein Viertel der Bewilligungen für den Bau von geförderten Wohnungen in Hamburg sei im vergangenen Jahr auf die private Wohnungswirtschaft sowie Privatpersonen entfallen, sagte Struck. 2022 wurden laut BFW Nord von den Mitgliedsunternehmen in Hamburg 3.302 Wohnung fertiggestellt - ein Minus von 11,4 zum Vorjahr. In Schleswig-Holstein sank die Zahl der Fertigstellungen mit 24,7 Prozent und 1.404 Einheiten am stärksten. In Mecklenburg-Vorpommern ging sie um 6,1 Prozent auf 337 Einheiten zurück.

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